„Dabei kann „Heimat“ ein Auslöser von schlichter Freude sein, und ein Ausgangspunkt für berührende Kunst. Regula Mühlemann stellt das unter Beweis: Die 34-jährige Schweizerin hat die CD „Lieder der Heimat“ herausgebracht. Damit wechselt die Klassik-Sängerin nicht etwa zur „Volkstümlichen Musik“. Die 22 Stücke stammen weitgehend aus dem Genre Kunstlied. In den Texten – darum der Titel – blitzt aber des Öfteren die Schönheit des Alpenraums auf. Kitschgefahr besteht keine: In den feinnervigen Liedern schwankt die Gefühlswetterlage immer wieder rasch zwischen Geborgenheit und Angst, Glück und Wehmut.

Musik von Franz Schubert, dem Spezialisten für solche Lichtwechsel, darf dabei nicht fehlen. Sie trifft hier auf eine vergessene Liederfülle von Schweizer Tonsetzern wie Wilhelm Baumgartner, Friedrich Niggli und Othmar Schoeck. Darüber dürfen sich nicht nur Kuriositätensammler freuen: Baumgartners Jubel-Ohrwurm „Noch sind die Tage der Rosen“ erzwingt ein mehrmaliges Hören geradezu. Das gilt auch für den lyrischen Einminüter „Wandern mit dir unter leuchtenden Sternen“ aus der Feder von Richard Flury – Musik von Zeit-anhaltender Schönheit. Die Hauptattraktion ist Mühlemanns Stimme, elegant getragen von Pianistin Tatiana Korsunskaya: Ihr Sopran sprudelt klar-frisch wie eine Bergquelle, verströmt markantes Timbre und verrät hie und da eine Kraftfülle, die sich für die große Bühne empfiehlt.“

Wiener Zeitung