“An diesem Abend war natürlich „Solveigs Lied“ sowohl kammermusikalisch als auch gesanglich der Ohrwurm des Abends. Schon bei Peer Gynts Suite Nr. 1, op. 46 zeigten die Musiker, wieviele „Töne“ in ihnen schlummern. Dank ihrer temperamentvollen und feinfühligen Spielweise dämmerte nicht der Morgen und Äse starb, auch der Bergkönig stolperte durch seine Hallen und verjagte die Stollentrolle. Das war ein „Hallo-wach“ Ensemble, das zudem klarmachte, dass Edvard Grieg nicht nur ein Spätromantiker war, sondern auch der Sohn und der Ehemann einer Sängerin. Der Komponist aus dem Norden verstand es, weibliche Stimmen und Orchester auf wundervolle Weise zusammenzuführen. Genau das bewiesen an diesem Abend die Musiker der Chaarts Chamber Artists und Regula Mühlemann, deren Stimme ein gleichwertiges Instrument zu den anderen war und doch darüber hinausschwang. So leicht, so mühelos wie diese Sopranistin ihre Stimme führt, und so raffiniert, wie sie die Töne in ihrem inneren Mischpult „fadet“ – das ist schlicht grandios. Zudem hat sie Humor – wie sie bei der Arie der Olympia aus Offenbach „Hoffmanns Erzählungen“ bewies – sie klappte wie eine ferngesteuerte Puppe zusammen, wurde vom Hornisten mit einem großen Schlüssel wieder aufgezogen und sang dann „ganz automatisch“ weiter.
Die 34-jährige Sopranistin aus dem luzernischen Adligenswil ist nicht nur eine herausragende Musikerin – sie ist auch ein Teamplayer. Sie bildete mit den Musikern der Chaaarts immer eine Einheit – und das nicht nur, weil auf allen Notenständen Tablets lagen. Ein zauberhafter Abend mit bezaubernden Wesen und einer ebensolchen Musik. Das Publikum dankte mit stehenden Ovationen und dem Wunsch auf ein Wiederhören und -sehen.”

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