„Reines Glück mit Meister Mozart“ (LUZERNER ZEITUNG)

Gestern Abend dann gab es zum krönenden Abschluss eine Mozart-Gala mit Regula Mühlemann.
Die Sopranistin aus Adligenswil trat mit dem Kammerorchester Basel an, mit dem sie auch ihre (zu Recht) hoch gepriesene Mozart-Arien-CD vergangenes Jahr eingespielt hatte. Um es vorwegzunehmen: Die Sängerin überzeugte live ebenso wie auf CD. Sie hatte sich ein schwieriges Programm mit sechs Arien von ganz unterschiedlichem Duktus zusammengestellt. Traumhafte Leichtigkeit: Regula Mühlemann beginnt mit der Arie «Strider sento la procella» (aus «Lucio Silla») mit leuchtenden Farben, schön auf Linie gesungen. Mit der elegischen Arie der Sandrina «Geme la Tortorella» aus «La finta giardiniera» setzt die Sopranistin einen ersten Höhepunkt. Die 30-Jährige überzeugt hier mit warmem lyrischem Ton, schönen Modulationen, gestochen klaren Staccato-Koloraturen – und dies mit einer traumhaften Leichtigkeit. Ihre Sopranstimme fliesst ebenmässig ohne jede hörbare Anstrengung. In der Arie «Voi avete un cor fedele» erzählt die Sängerin eine ganze Geschichte diskret über die Mimik. Da blitzt der Schalk auf, und unvermittelt schliesst sich ein wahres Koloratur-Feuerwerk an. Alles in einem natürlichen Fluss und mit viel Schmelz, schön ausgespielt, mit Liebreiz serviert. Nach der Pause geht es ebenso eindrücklich weiter mit der Arie der Servilia (aus «La clemenza di Tito»), vorgetragen mit reinem Silberglanz in der Stimme. Als einzige deutsch gesungene Arie interpretiert Regula Mühlemann «Da schlägt die Abschiedsstunde» (die Arie der Madame Herz aus «Der Schauspieldirektor»). Die zu Beginn getragene Arie singt sie sehr einnehmend mit klarer Diktion und erklimmt zweimal mühelos das hohe d. Den fulminanten Schlusspunkt des Konzertes setzt die immens schwierige Konzertarie «Vorrei spiegarvi, oh Dio». Da war das Mozart-Glück schlicht perfekt. Regula Mühlemann führt ihre Stimme instrumental, brilliert mit stupenden Spitzentönen (zweimal das hohe E) und einem Sprung über zwei Oktaven vom tiefen H aufs D. Geschmackvolle Verzierungen: Die Sopranistin singt stets mit einer Stimme von oben bis unten, die Register sind bestens verbunden, die Verzierungen und Triller geschmackvoll. Das Kammerorchester Basel unter der Leitung von Umberto Benedetti Michelangeli begleitet die Sängerin aufmerksam, und dank kleiner Besetzung spielt das Orchester sehr durchsichtig und klar. Die Solo-Oboe setzt sich mehrmals eindrücklich in Szene. Schliesslich schenkt Regula Mühlemann den Zuhören zwei Zugaben: das «Alleluja» aus dem «Exsultate, jubilate» und die Arietta «Un moto di gioia», eine Alternativ-Arie der Susanna aus «Le nozze di Figaro». Die Sängerin teilt den Applaus bescheiden mit dem Orchester. Und flugs hat sie sich umgezogen nach Konzertende und signiert im Foyer ihre CD und Programmhefte. Ein Mozart-Star zum Anfassen.

LUZERNER ZEITUNG
STEFAN DEGEN