„beseelte Stimme, im Innern des Klanges“ (FONO FORUM)
Regula Mühlemann konzentriert sich auf ihrer Debüt-CD ganz auf Mozart. Und verleiht ihm dabei einen ganz persönlichen Klang. (…) warum nur Mozart – das erschließt sich beim Hören der Debüt-CD der Luzernerin von selbst. Nehmen wir die schlichte Melodie des KV 217, die Arie „Voi avete un cor fedele”. Wie sie hier mit Klangsinn gestaltet, wie sie dann die Koloraturen mit sinngebender Entschlossenheit musiziert, dynamische Kontraste setzt, ohne je das Instrument, die beseelte Stimme, infrage zu stellen, das ist großartiger Gesang. (…) Dass sie die emotionale Durchlässigkeit hat, verführbar zu sein, ist auf der anderen Seite aber jener interpretatorische Faktor der ihren Mozart spannend macht. Da ist nichts sängerischer Selbstzweck, vielmehr ist in der kultiviert abgerundeten Tongebung immer eine Berührtheit zu vernehmen, die nicht dem eigenen Stimmklang geschuldet ist. Dies ist vielleicht eine der schwierigsten Gratwanderungen für Sänger: bei aller innerlichen und äußerlichen Konzentration auf die eigene Entäußerung nicht der Eitelkeit zu verfallen. Regula Mühlemann gelingt dies anscheinend aus purer Freude an der Musik. Und das liegt im Fall ihres Mozart-Recitals auch an: Mozart. ,,Ich werde mit seinen Figuren sofort eins und glaube sie zu verstehen – ich spüre da eine ganz besondere Verbindung.” Nein, das ist kein Sängerinnen-Blabla, weil man hören kann, was gemeint ist. Aber nicht im akustischen Vordergrund, nicht durch Mini-Dramen-Simulationen à la Bartoli, sondern im Innern des Klanges, in den weiten Wölbungen der Klangräume, die sich nie dem Zufall oder dem Gewöhnlichen öffnen. Regula Mühlemann hat einen natürlichen Zugang zu Mozart, sie versteht ihn so gut, dass sie ihn verständlich machen kann. (…) Hier meldet sich eine Stimme zu Wort, die etwas mitzuteilen hat. In seiner Verbindung von lyrischer Intensität mit schwereloser Geläufigkeit, eingebettet in einen runden, sinnlichen Ton, evoziert der Gesang von Regula Mühlemann die Erinnerung an Hilde Güden.
FONO FORUM
JOHANNES SCHMITZ